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GCM 4-2012

  GCM 4 / 2012 GERMAN COUNCIL . Colours Johannes Klinger Der Siegeszug von Farbe und Licht in Architektur und Innenarchitektur hat viele Gründe, funktionale, technische, gestalterische und einige ganz elementare: Licht bedeutet für uns Leben, und Farbe erleben wir als leben- dige Gegenwart. Die Überlegungen der Quantenphysiker besagen sogar, dass unsere Welt nichts als Farbe und Licht sei. Licht wird sichtbar, wenn es durch Farbe reflektiert wird. Nach einem lang anhaltenden Siegeszug der Farbe Weiß in der modernen Architektur ist die gegenwärtige Pla- nungskultur auf dem besten Weg, Farbe und Licht in den Mittelpunkt der Designtätigkeit zu stellen. Kreative Architekten und Designer erkennen Farbe und Licht nicht mehr nur als ästhetischen oder funktionalen Wert, sondern nehmen sie als Schlüsselelemente der Gestaltung wahr. Farbe lässt Licht, Raum, Form, Bewegung, Zeit und Inhalte sichtbar werden – ist gleichzeitig Farbklang und Lichtklima. Modernste Produkttechnologie, die den Menschen wieder in den Mittelpunkt der Überlegungen stellt und ohne die diese Entwicklungssprünge kaum vorstellbar wären, beginnt aber erst durch Kreativität sinnvoll und anregend zu wirken. Denn das, was bei schöpferischer Arbeit wirklich entsteht, ist gerade der ent- scheidende immaterielle Mehr-Wert: Authentizität, Identität, unver- wechselbare Orte, aber auch Wohlgefühl, Inspiration und das Verste- hen neuer Bedeutungen. All das hat mit Offenheit und Überzeugung, Charakter und Klarheit, Schöpfergeist, Verfeinerung und Verführung zu tun – Casanova und Buddha, Goethe, Newton und Helios scheinen gleichzeitig zu uns zu sprechen. Die vielleicht interessanteste Eigenschaft der Architektur, so der Kunsthistoriker Philip Jodidio, ist die »Fähigkeit, zu träumen und noch nie da gewesene Lösungen zu ersinnen«. Das mag mit neuen Technologien zusammenhängen oder einfach auch damit, dass anders gedacht und inhaltlich unvoreingenommener, spartenübergreifend wahrgenommen wird. Mehr als je zuvor sind Vorstellungen, Werk- und Ideenstrukturen, nicht Stile, die eigentlichen Motoren unserer zu ge- staltenden Welt. Kommunizieren mit Farbe und Licht Farbe und Licht ist das, was wir zuerst wahrnehmen. Dreidimensionali- tät wird begreifbar. Raum wird ablesbar. Atmosphären fühlbar. Körper- lichkeit spürbar. Architektur ist längst kein statisches Produkt mehr, sondern Teil eines sinnlich-kommunikativen Prozesses. Der Erfolg dieser Bauwerke ist nicht nur von Funktion, Standort und Kosten abhängig, sondern in hohem Maße von ihrer ästhetischen Be- wertung, ihrer Interpretation, ihrer Raum- und Lebensqualität. Genau hier kommt der Gestaltung von Farben und Licht als Mittler von Mensch und Raum eine zentrale Bedeutung zu. Wissenschaftliche Untersu- chungen belegen, dass unser Wohlbefinden, unsere Inspiration und Leistungsbereitschaft, Entspannung und Produktivität untrennbar mit Farbe und Licht zusammenhängen. Von daher ist der Beitrag einer in- novativen Beleuchtung, einer fantasievoll differenzierten Farbgestal- tung, eines durchgängigen Entwurfsthemas oder die passende Insze- nierung der Form ein ebenso selbstverständlicher Faktor wie die Statik und die Erschließung eines Gebäudes. Die emotionale Qualitt der Dinge Seelische Befindlichkeiten, Ängste, Wohlbefinden sowie das ganze Spektrum der Emotionen sind keine berechenbaren Größen, und trotz- dem entdecken Wissenschaft, Philosophie und Technik heute ihr be- sonderes Potenzial. Unsere Gefühle werden von dem Neurologen An- tonio Damasio als ein »fortlaufender Kommentar zur Tauglichkeit oder Untauglichkeit der Dinge« bezeichnet. Der deutsche Gehirnforscher Professor Gerhard Roth fand heraus, dass Richtungsentscheidungen im »limbischen System«, dies ist gewissermaßen der Bauch des Gehirns, Farbe und Licht Eine neue Innenarchitektur ©justhavealook-istockphoto.com

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