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GCM-3-2015

GCM 3 / 2015   Wirken, mit seinem Kampf für Freiheit und Chancengleichheit die heutige moderne Gesellschaft erst möglich gemacht. So mag über die Jahre die Wahrnehmung eines solchen Visionärs verwischen – seinen Ver- dienst kann das aber nicht einmal ansatz- weise schmälern. Angesichts der Größe solcher Vorbilder ist es eigentlich erstaunlich, dass schon Miet- vertragsabschlüsse über Smartphones in der Immobilienbranche als Vision gelten dürfen. Denn für Außenstehende ist so et- was nun wirklich nichts Besonderes. Doch es ist nun einmal gerade der Anfang, der schwer ist, um grundlegende Verhaltens- änderungen zu bewirken – idealerweise zum Guten. Meine persönliche Vision ei- ner Immobilienwirtschaft der Zukunft wä- re es, dass sich die Marktakteure an die vier klassischen Kardinaltugenden erin- nern würden – und danach handeln. Wer gerade seinen Platon aus der einst genossenen schöngeistigen Erziehung nicht mehr parat hat: Diese vier Kardinal- niemals vollständig ausschließen – aber sie lassen sich vermindern. Immanuel Kant ließ später übrigens die vier Kardinaltugenden auf eine einzige zusam- menschrumpfen: »Es ist überall nichts in der Welt, ja überhaupt auch außer derselben zu denken möglich, was ohne Einschränkung für gut könnte gehalten werden, als allein ein guter Wille.« Gemeint ist eine bewusste und selbstlose Handlung, die auf andere Menschen ausgerichtet ist. Sie soll Wohlbe- finden und Freude bewirken. Ausdrücken kann sich guter Wille in Form von Einfühlungsvermögen, Sympathie, Soli- darität und Dankbarkeit. In der Immobilien- wirtschaft erscheint ein solcher Umgang als absolut unmöglich – wie es genauso un- möglich erscheint, einen Mietvertrag mit dem Smartphone abzuschließen. Ein Kommentar von Steffen Uttich, Leiter Fonds­ management, BEOS AG Steffen Uttich schrieb rund elf Jahre lang für die F.A.Z., schwerpunktmäßig über Geldanlage- und Immobilien­themen. GERMAN COUNCIL . Vision ©requiem-projekt.de Die vier Tugenden, dargestellt vom Künstler Antonio   Pollaiuolo im Petersdom im Vatikan. tugenden lauten Gerechtigkeit, Mäßigung, Tapferkeit und Weisheit. Mit einem solch frommen Wunsch begebe ich mich zunächst auch erst einmal unter die »Spinner«. Er ent- steht aber vor einem ernsthaften Hintergrund. Im öffentlichen Ansehen erscheint die Immo- bilienbranche als ein hoffnungsloser Fall. Für wenig Arbeit wird viel Geld verlangt, lautet das gängige Vorurteil. Korruption und Skanda- le erscheinen als ein ständiger Begleiter. Von den meisten Branchenvertretern wird dieses schlechte Image als Schicksal an- und hinge- nommen. Wenn auf dem Elternabend der Kinder nach dem Beruf gefragt wird, ist man dann im Zwei- fel im Baugewerbe beschäftigt – das scheint den Gegenüber offensichtlich weniger zu ver- schrecken. Eine Orientierung an den Kardinal- tugenden kann dieses Problem nachhaltig lö- sen. Denn sie setzt an dem Punkt an, das eige- ne Verhalten zu betrachten, zu überdenken und möglicherweise zu verändern. So abgedreht das klingt, so einfach lässt es sich im Geschäftsalltag anwenden – wenn man nur will. Gerechtigkeit heißt zum Beispiel nichts anderes, als Kollegen und Geschäfts- partner fair zu behandeln und nicht vorzufüh- ren. Mäßigung steht dafür, die Gier im Griff zu behalten und damit die Gewinnmaximierung nicht zu übertreiben. Gier führt im Immobili- engeschäft regelmäßig zu irrationalen Hand- lungen, was wiederum unkalkulierbare Risi- ken zur Folge hat. Tapferkeit mag als Begriff in der heutigen Zeit etwas altmodisch klingen, steht jedoch für unternehmerischen Wage- mut, der sich gerade im Immobiliengeschäft in Gebäuden niederschlägt, die das Stadtbild, die Nutzer und das eigene Konto bereichern. Bislang gibt es hier eindeutig eine Schlagseite in Richtung Kommerz. Weisheit steht schließ- lich für die Professionalität der Marktakteure, für eine umfassende Ausbildung, für das le- benslange Streben nach Wissen, für die not- wendige geistige Flexibilität, um sich auf ein sich veränderndes Marktumfeld einzustellen. Weisheit schützt vor Selbstüberschätzung. Meine Vision von der Immobilienwirtschaft ist ein deutlich besseres Ansehen als heute. Teu- re Werbekampagnen sind dafür keine Hilfe. Es fängt beim Geschäftsgebahren jedes einzel- nen Marktakteurs an. Menschliche Unzuläng- lichkeiten und Fehleinscheidungen lassen sich »To create a better everyday life for the many people.« IKEA

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