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GCM 1-2017

GERMAN COUNCIL . POLITISCHE ARBEIT Gerade weil dem Einzelhandel eine Schlüssel- rolle bei der Attraktivität und Gestaltung der Le- bensräume Stadt und Land zukommt, sieht Metzler die Notwendigkeit, diese Zukunftsde- batte deutschlandweit zu diskutieren. Insge- samt sei zu beobachten, dass viele Einkaufsstäd- te immer austauschbarer würden. Dabei seien auch Geschäftsaufgaben meist eigentümerge- führter Einzelhändler und zunehmender Immo- bilienleerstand an der Tagesordnung. Metzler ist überzeugt, dass »es hier zwar kein Patentre- zept geben wird, es aber entscheidend ist, die Stadtzentren zu beleben und durch Kooperation attraktiver zu gestalten«. Gerade auch für ländli- che Gebiete brauche es zukunftsträchtige Nah- versorgungsmodelle. Im kommenden Jahr wird Metzler darum die Digitalisierung im Einzelhan- del weiter zum Thema machen. Der GCSC war mit über 50 interessierten und aktiven Mitgliedern offensichtlich als größte Gruppe einer Branche vertreten. »Wir sind sehr stolz und beeindruckt, dass so kurz vor Weihnachten dieses wichtige Thema von so vielen Mitgliedern aktiv begleitet wird und fühlen uns in der Ausrichtung unserer politi- schen Arbeit deutlich bestätigt«, stellte Christine Hager bei dem anschließenden »Get together« im Bistro des Abgeordneten- restaurants freudig fest und bedankte sich besonders bei Jan Metzler für den offenen und konstruktiven Dialog. Das erste Ge- spräch mit der CDU/CSU Fraktion hatte im Jahre 2015 in Berlin stattgefunden und war das »Startgespräch« für die Initiative der Fraktion, das eigene Positionspapier zu er- stellen. Ein Beitrag der Redaktion Die ganze Rede von Christine Hager (s.u.) kön- nen Sie unter dem Stichwort »GCSC goes Bun- destag« auch auf YouTube als Livemitschnitt anschauen: https://youtu.be/NqIHeq7lHKg Mein Wunsch an die Branche: Weniger tak- tieren und mehr Offenheit und Direktheit. MARC-ANDRé ERBSTöSSER Vermietungsmanager Shopping Center, Prelios Agency Deutschland GmbH EINGANGSSTATEMENT CHRISTINE HAGER WO UND WIE KAUFEN WIR IN ZUKUNFT EIN, UND WAS BEDEUTET DAS FüR BRANCHE, STADT UND LAND? In einer Welt, in der sich Stück für Stück die Digitali- sierung durchsetzt, ist es schwer, heute vorherzusa- gen, was Übermorgen geschehen wird. Grund hier- für ist die rasante Geschwindigkeit, mit der nahezu täglich irgendwo weltweit ein Stück der »Alten Welt« in die digitale Welt überführt oder schlichtweg gna- denlos ersetzt wird. Wir Menschen sollen und wol- len davon profitieren, bei manchen Anwendungen ist im Sinne einer »Nutzenstiftung« aber auch be- rechtigter Zweifel angebracht. Dennoch müssen wir auch dieses zur Kenntnis nehmen und akzeptieren, dass ein mündiger Verbraucher, ein freier Mensch auch in Zukunft in unserem Lande tun und lassen kann, was im beliebt. Sicher, es gibt die gesetzlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die ein faires Miteinander regeln sollen, aber greifen die heute auch in einer neuen digitalen Shopping-Welt? Wir haben da unsere Zweifel. Daher möchte ich fast wie ein Jurist auf die Frage dieses Panels »Wo und wie kaufen wir in Zukunft ein, und was bedeutet das für Branche, Stadt und Land?« mit: »es kommt drauf an« antworten. Zwei Visionen für eine Stadt 2030 stelle ich hierbei in den Vordergrund: Eine lebendige und vor allem lebenswerte Stadt der Zukunft steht und fällt mit einem gesunden Einzel- handel. Dies bedeutetet ein ausgewogener und bun- ter Mix an unterschiedlichem Warenangebot und Dienstleistungen. Je größer das Angebot, die Vielfalt ist, desto attraktiver wird die Stadt sein und dadurch in die Lage versetzt, den Bedürfnissen und Wünschen der unterschiedlichsten gesellschaftlichen Gruppen – ob alt oder jung, ob arm oder reich – gerecht zu wer- den. Grundlage für diesen Erfolg ist eine neue Chan- cengleichheit für stationäre Einzelhändler, die auf Au- genhöhe mit den reinen Onlinehändlerkollegen frei entscheiden dürfen, welches Sortiment sie führen wol- len und in welcher Geschwindigkeit sie dieses ändern dürfen. In der Zukunft gibt es eine »Basisöffnungs- zeit«, an die sich alle halten. Ebenso darf jeder Kauf- mann entscheiden, wann er sein Geschäft öffnen möchte und wann nicht. Innerstädtische Parkzonen, in denen Kunden eine bestimmt Zeit kostenfrei parken dürfen, entspannen den Wettbewerb gegen die Auslie- ferungsfahrzeuge der reinen Onlinehändler. Diese müssen mit Elektroautos in der Stadt ausliefern und werden mit einer neuen »Online-Handel-Steuer« be- legt, um mit den hieraus resultierenden Einnahmen die Erhaltungskosten für die städtische Infrastruktur fair auf alle Schultern zu verteilen. Ebenso sorgt im Jahre 2030 eine neue »Digitalsteuer« dafür, dass On- linehändler zum Betreiben eines Onlineshops in Deutschland Abgaben zahlen, und diese nicht auf ir- gendwelchen Inseln in Steueroasen verschwinden. Eine bis dahin umgesetzte deutliche Vereinfachung der Steuersysteme verträgt diese neuen Steuern…es gilt aber natürlich weiterhin: Weniger Steuern ist mehr! Aber es ist Konsens: Der Online-Handel der Zukunft verpflichtet sich, einen gleichen Anteil an den gesell- schaftlichen Kosten zu tragen, wie es der stationäre Handel heute tut. Vision zwei: Der Einzelhandel der Zukunft und seine hierzu gehö- renden Marktplätze wie Einkaufsstraßen, Fachmarkt- zentren und Shopping Center haben eine nahtlose Ver- bindung zwischen dem reinen Online-Handel und dem klassischen stationären Einzelhandel geschaf- fen und die neuen Shopping-Welten sind multi- channelfähig. Eine spürbare Anzahl heute noch re- levanter Handelskonzepte wird diesen Schritt nicht geschafft haben, aber deren Produkte und Dienst- leistung werden von jungen und innovativen Unter- nehmen neu »erfunden«, und somit verliert der Kunden kein Angebot. Die Digitalisierung erhöht vielmehr die Effizienz und Nachhaltigkeit so, dass eine bessere Ökobilanz durch ein bedarfsorientier- tes Angebot, ein Ressourcen schonendes Wirtschaf- ten ab der Produktion bis zum Kunden entsteht. Eine an der Wertschöpfung der Digitalisierung ori- entierte Besteuerung und Arbeitnehmerregelung führt zu einer Schaffung neuer und fair bezahlter Arbeitsplätze in der Stadt und stellt somit auch am Ende die Steuereinahmen sicher, die eine Stadt be- nötigt, um seinen gesellschaftlichen Pflichten ge- recht zu werden. Soweit ein Blick in die Glaskugel. Entscheidend ist hierbei nur eines: Es kommt darauf an, dass es der Politik und allen gesellschaftlichen Gruppen gelingt, die hierfür richtigen und vor allem fairen Rahmenbedingung zu finden, zu formulie- ren. Die Umsetzung gleicht dann einer »Fahrt auf Sicht«, da die Geschwindigkeit der Digitalisierung möglicherweise gute Gedanken von gestern schnel- ler in Frage stellen wird, als es manchmal vorstellbar ist. Starre Rahmenbedingungen sind einerseits ein Ga- rant für Kontinuität. Um eine gesunde und lebens- werte digital Stadt mit gesundem Handel zu schaf- fen und zu erhalten, wird die Politik und Gesell- schaft in Zukunft hier neue Wege gehen müssen. GCM 1 / 2017 

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