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GCM 1-2017

GERMAN COUNCIL . RESPEKT sein. So um die 40 Prozent. Aber ich weiß auch, wie schwer es wird, dieses Ergebnis wieder zu erreichen. Das lag ja nicht nur an unserer eigenen Leistung, sondern auch sehr an dem Absturz der FDP. Wem oder was gilt denn Ihr persönlich größter Respekt? Wolfgang Bosbach: Meine Bewunderung gilt weniger denen, die überragende Leistun- gen erbringen – also nicht den Olympiasie- gern und Nobelpreisträgern, sondern jenen, die sich unter Ausschluss der Öffentlichkeit Tag für Tag für Andere aufopfern. Ich habe es selbst bei meiner Mutter gesehen, die ihre Schwiegermutter viele Jahre gepflegt hat und auf vieles verzichten musste, ohne ein einziges Mal zu klagen. Leistung Anderer kann einen diesbezüglichen Lernprozess forcieren. Sie haben eine Vergangenheit im Einzelhan- delsbusiness. Erzählen Sie uns etwas darüber. Wolfgang Bosbach: Das ist kein Mysterium, denn mein Vater hatte 1936 im Einzelhandel angefangen, bevor er dann Soldat geworden und 1947 aus der Kriegsgefangenschaft heim- gekehrt ist. Dann ist er in die Zentrale der Konsumgenossenschaft Köln e.g. gegangen und wurde dort zunächst Ausbildungs- und später Personalleiter. Damals waren Lehrlinge rar und wurden gesucht. So hat mich mein Va- ter dann irgendwann gefragt, ob das denn nicht auch was für mich wäre. Ich habe im Jahr 1968 sein Angebot angenommen und Wir sieht eigentlich Ihr persönliches Einkaufs- verhalten aus? Wolfgang Bosbach: Das Interesse am Lebens- mitteleinzelhandel ist bis heute geblieben. Ich glaube, ich gehe heute noch häufiger Le- bensmittel kaufen als meine Frau oder meine drei Töchter. Die kennen sich bei Zalando und Co. bestens aus, aber keiner bei Lebensmit- teln – auch in Punkto Preise – wie der Papa. Ich gehe sicherlich ein- bis zweimal pro Wo- che einkaufen. Meist bei mir im Heimatort, aber auch zwischendurch mal in einem Le- bensmittelmarkt am Flughafen. Und im Ur- laub. Als wir mal ein Ferienhaus in Frankreich gemietet hatten, war ich dann gerne mal in einem Carrefour und konnte dort staunen, wie teuer dort die Produkte im Vergleich zu Deutschland sind. ›Meine Bewunderung gilt jenen, die sich unter Ausschluss der Öffentlichkeit Tag für Tag für Andere aufopfern.‹ Wolfgang Bosbach eine Ausbildung begonnen. Dank meiner Mittleren Reife hatte ich eine verkürzte Lehr- zeit und konnte schon früh als Substitut be- ginnen. Dann ging es schnell für mich auf der Karriereleiter nach oben, so dass ich schon ein Jahr später in einem der größten Lebens- mittelmärkte des Unternehmens verantwort- lich tätig war. Witzigerweise genau in jener Filiale, in der ich schon während meiner Leh- re gearbeitet hatte. Ich konnte mich darum noch gut erinnern, wer den Lehrling Bosbach gut behandelt hatte und wer ihm damals je- den Abend um 18.30 Uhr den Besen in die Hand gedrückt hatte. Heute ist in der Immobi- lie im übrigen der Drogeriemarkt Rossmann untergebracht. Was halten Sie von Flächenbeschrän- kungen für den stationären Handel? Wolfgang Bosbach: Schon zu mei- ner Zeit als Lokalpolitiker hat man versucht, alles zu reglementieren. In Innenstädten befindet man sich im- mer im Konflikt zwischen nicht zu groß und zu viel, aber auch nicht zu klein und attraktiv mit möglichst viel Frequenz. Und: Das Neue darf das Alte nicht gefährden. Das ist oft die Quadratur des Kreises. Und wie bewerten Sie die (rechtliche) Fairness zwischen Online- und Offline-Handel? Wolfgang Bosbach: Die Klagen der stationä- ren Anbieter nehmen immer mehr zu, und das über die unterschiedlichen Handelsbranchen hinweg. Meist ist ja das Verhalten so, dass der Kunde stationär aussucht und sich beraten lässt, aber dann im Internet kauft. Das aber kann der Gesetzgeber nicht ändern. Wir kön- nen die Zeit nicht zurückdrehen. Es gibt ja auch Dinge, die den Stationär im Vorteil sehen. Bera- i d m h c S c i r u a L © Welche politischen Persönlichkeiten respektieren Sie rückblickend und ak- tuell am meisten? Wolfgang Bosbach: Da möchte ich drei Namen nennen: zuerst Franz Heinrich Krey, meinen Vorgänger im Amt des Bundestagsabgeordneten meines Wahlkreises, den er 18 Jahre lang hervorragend repräsentiert hat. Ich habe nie jemanden erlebt, der so bürgernah war wie er. Zweitens Helmut Kohl, insbesondere sein beherztes Zugreifen bei der Chance zur deut- schen Wiedervereinigung. Drittens Angela Merkel, weil ich bewundere, wie bodenstän- dig und unprätentiös sie bei all ihrer Ent- wicklung zur mächtigsten Frau der Welt ge- blieben ist. i d m h c S c i r u a L © Kann man Respekt eigentlich auch lernen? Wolfgang Bosbach: Eigentlich sollte der an- erzogen und ganz selbstverständlich sein. Als Lehrfach in der Schule kommt das nicht in Frage. Aber die permanent eindrucksvolle 1 GCM 1 / 2017

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