GCM 1 / 2015 GERMAN COUNCIL . kaleidoskop berühren, ist der Gründer und Direktor des Circus Roncalli, Bernhard Paul. »Das ganze Leben ist eine Inszenierung. Und die Insze- nierung kann aus einem alten Toyota einen Formel-1-Wagen machen«, sagt er bei der Premium-Veranstaltung. Im übertragenen Sinne gelte dieser Grundsatz auch für Ein- kaufszentren. Wenn Paul ein Shopping-Cen- ter besuche, in dem er durch zu laute Musik und zu grelles Licht gestört werde, fühle er sich schlicht nicht wohl. »Das Wohlfühlen ist aber ein ganz wichtiger Punkt. Das wird oft vergessen.« Um einen Kunden zufrieden zu stimmen, rei- che es nicht, auf bewährte Konzepte zu set- zen. Vielmehr müssten Entscheider ständig den Fortschritt im Blick behalten, sagt Ex- GCSC-Chef Stephan Jung, der jetzt beim Inter- national Council of Shopping Centers (ICSC) als Innovations-Experte tätig ist. Ein Geschäft dürfe nicht länger nur Verkaufsfläche sein, vielmehr müsse es zum Erlebnisraum werden. Und auch das Internet dürfe nicht per se als Bedrohung für den stationären Handel ange- sehen werden. »Das Internet ist ein unbe- schriebenes Blatt Papier«, sagt Jung. »Und Sie entscheiden, ob es für Sie ein Liebesbrief oder eine Kriegserklärung wird.« Karl-Heinz Land, der Gründer der neuland GmbH, weiß, wie Unternehmen das weltwei- te Netz für ihre Zwecke nutzen können. Er spricht bei seinem Vortrag während der Christmasworld-Premium-Veranstaltung – in Anlehnung an Charles Darwin – von der »digi- talen Evolution, bei der nur die überleben, die sich am besten anpassen«. Ebenso wie elekt- rischer Strom die Dampfmaschine überflüssig gemacht habe, wirke sich heute die Digitali- sierung auf alle Bereiche des Lebens aus. Um zu unterstreichen, was er meint, greift Land in seine Hosentasche und hält ein Smartphone in die Höhe. »All’ diese Technologie hatten wir vor acht Jahren noch nicht. Kein iPhone, keine Cloud, das ist alles komplett neu«, sagt er. »Alles ist in Bewegung. Und wer drei Jahre lang nicht hingeguckt hat, ist heute vielleicht schon Opfer dieser Entwicklung.« Unterneh- men bräuchten eine digitale Strategie, mit der sie auf das sich ändernde Kundenverhalten re- agieren. Nur mit einer Strategie könne der Un- ternehmer sicherstellen, dass er von der digi- talen Revolution profitiere, dass seine Marke relevant bleibe, und dass er auf allen Kanälen Umsätze generieren kann. »Wer das will und den digitalen Fußabdruck seines Kunden nicht kennt«, warnt Land, »hat dann aber schlechte Karten.« Während Land noch spricht, zeigen die Aus- steller in den Messehallen der Christmasworld die Deko-Trends für das kommende Weih- nachtsgeschäft. An vielen Ständen sind es ganz klassische Produkte. Christbaumkugeln, Geschenkband in allen Variationen, Figürchen und Weihnachtskrippen: Also Dinge, die alle Sinne ansprechen und Erinnerungen an be- schauliche Weihnachtsfeste wecken. »Erinne- rungen«, sagt GCSC-Chef Klaus Striebich, »sind das Paradies, aus dem wir nicht vertrie- ben werden können.« Dem stationären Han- del müsse es gelingen, diese beim Kunden wachzurufen. Denn: »Echte Weihnachtsstim- mung bekommen Menschen erst beim Besuch der festlich geschmückten Stadt – und nicht im Netz. Ein Beitrag von Tobias Appelt Weihnachtsdekoration alleine reicht nicht mehr aus. Es geht um Geschichten und Erlebnisse. Egal ob London, Paris oder New York: Vor den Schaufenstern tummeln sich Menschenmassen, zücken ihre Handys und fotografieren begeistert die Inszenierungen. Markus Xyländer Head of Designteam, Barthelmess