Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

German Council Magazin 1/2015

GCM 1 / 2015   GERMAN COUNCIL . Exzellenz und Martin Blath haben darüber ein ganzes Buch gefüllt – gesammelte Stilblüten unter dem programmatischen Titel »Wohnst du schon oder lachst du noch?« Hier eine klei- ne Kostprobe: »Das Grundstück wurde im Jahr 2006 erbaut.« Oder: »Die Wohnung überzeugt auch durch den mitvermieteten Keller.« Oder: »Die Wunsch­ausstattung im Bad macht das Aufwachen leicht.« Das nagt an der Glaubwürdigkeit. Wird ein solches Marketing überhaupt wahrge- nommen, so erfüllt es alle Vorurteile, die in der Öffentlichkeit gegenüber der Im- mobilienbranche gern gehegt und ge- pflegt werden. Es entsteht der Eindruck, als ob eher getrickst wird. Tarnen und täu- schen, garniert mit ein paar netten Fotos und Animationen. Als Informationsgrund- lage untauglich – es bleibt nur ein unan- genehmes Gefühl: Wird man hier übers Ohr gehauen? Dass es anderswo sprachlich ähnlich maß- los zugeht, macht die Angelegenheit nicht unbedingt besser – zeigt aber das Potential, wie sich die so häufig geschol- tene Berufsgruppe der Immobilienfach- leute wohltuend vom Superlativen-Kau- derwelsch abheben kann, wenn es gute Ansätze einfach als gute Ansätze bezeichnet. Eindringliches Beispiel ist hier immer noch die sogenannte Exzellenzinitiative an den deutschen Hochschulen. Der unbestrittene Verdienst dieser Initiative unter Federfüh- rung der Deutschen Forschungsgemein- schaft und des Wissenschaftsrates ist es, der Gleichmacherei unter den Universitäten ein Ende gesetzt zu haben. Anlass war der alles andere als banale Umstand, dass der Wis- senschaftsstandort Deutschland den An- schluss an die globale Spitzenforschung zu verlieren drohte. Die Initiatoren schreiben selbst, dass es in dem Wettbewerb oft nur um den Unterschied zwischen »sehr gut« und »noch besser« ging. Trotzdem wurde die Rettungsaktion zur Exzellenzinitiative hochstilisiert – da hat sich Wunschdenken verselbständigt. Natürlich braucht jedes Produkt ein Etikett, das für Aufmerksamkeit sorgt. Doch es sollte dem Inhalt angemessen sein. Weniger ist da immer noch mehr. Es ist ein Fakt, dass die deutsche Immobilienwirtschaft in den ver- gangenen Jahren professioneller geworden ist, Ausbildungsprogramme an den Hoch- schulen und die Standardisierung von Fach- begriffen ihre positive Wirkung entfalten, Gebäude mal eine schlechtere und immer häufiger eine bessere Bauqualität aufwei- sen, die Objektsicht gegenüber der Markt- sicht an Bedeutung gewinnt. Es ist eine Fra- ge des Stils, ob man diese Entwicklung nun als »exzellent« bezeichnet, oder ob vielleicht auch ein »erfreulich« genügt. Ein Kommentar von Steffen Uttich, Leiter Fonds­ management, BEOS AG Steffen Uttich schrieb rund elf Jahre lang für die F.A.Z., schwerpunktmäßig über Geldanlage- und Immobilien­themen. ©wingmar–Istockphoto.com

Übersicht