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German Council Magazin 1/2015

GCM 1 / 2015   GERMAN COUNCIL . Exzellenz In der Maturitätsphase des Luxus-Erlebens befindet sich heute die Mehrheit der Bürger der gesättigten Wohlstandsgesellschaften. Das klingt zwar einerseits nach einer Art »Ende der Geschichte« von Luxus – denn: Wer mit allem versorgt ist, sehnt sich nach dem Nichts – doch es deutet sich andererseits bereits eine neue Phase an. Was kommt als Nächstes? Die Senioritätsphase Denken wir das idealtypische Modell der Lebensphasen weiter, befin- den wir uns nun an der Schwelle zur Senioritätsphase. Dieser Begriff passt einerseits zur demografischen Entwicklung: Unsere Gesellschaft wird unausweichlich älter – und dies ist für den Luxus zentral. Umso mehr, als die Babyboomer, seine wichtigste Zielgruppe, in den kom- menden Jahren das Pensionsalter erreichen. So werden sie endlich Zeit zur Verfügung haben, die genussvoll gestaltet werden kann (Zeit, die kundig genutzt wird, ist der größte Luxus der Senioritätsphase). Und sinnvoll gestaltet, denn im Bewusstsein der eigenen Endlichkeit wird mit zunehmendem Alter automatisch die Sinnfrage zentral. Zudem passt der Begriff, weil als »Senioren« im übertragenen Sinne des Modells natürlich auch diejenigen gelten, welche die Erfahrung der vor- hergehenden Stufen in ihrer individuellen Biografie sozusagen im Schnelldurchgang vollzogen haben. Für sie, vor allem für die Millenni- als, gilt: Sie sind mit einem stärkeren Bewusstsein für Nachhaltigkeit aufgewachsen, aber auch mit neuen Technologien. Sie brauchen kein eigenes Auto mehr, um ihren sozialen Status zu demonstrieren, dafür ein Smartphone, das ihnen Zugang zur vernetzten Welt verschafft – und für ihre Zukunftsmächtigkeit steht. Zugespitzt lässt sich sagen: In der Maturitätsphase weiß man, wohin man will, und in der Senioritätsphase kennt man auch den Weg dort- hin. »Weniger ist mehr« lässt sich als neues Leitmotiv verstehen. Das »Weniger« beschreibt zum einen eine Abkehr vom alten materiellen Luxus. Die Innenschau wird in der neuen Phase wichtiger als die Zur- schaustellung des Luxus und das Statusbild nach außen. Oder genauer: Es geht nicht mehr ums Gesehenwerden, sondern ums Sehen. Zum an- deren ist damit die Fähigkeit gemeint, aus dem Notwendigen den maxi- malen Genuss zu ziehen. Genauer: die Fähigkeit, das Reduzierte und Es- senzielle leben, aber auch lesen zu können – und zu decodieren. Wie sich der neue Luxus zeigt oder eben nicht zeigt Der demonstrative Verzicht Die Ästhetik des neuen Luxus lässt sich auf einen Begriff bringen, der noch bis vor kurzem im Wortschatz rund um Luxus nicht zu finden war: Verschlichterung. Die Strategie der neuen Verschlichterung ist der demonstrative Verzicht. Statt »Ich kann mir das leisten« heißt es dann »Ich leiste mir, darauf zu verzichten«. Wohl nirgends lässt sich diese Reduktion heute schon so direkt erfahren wie in der Gastrono- mie. Insbesondere in der skandinavischen Küche, wo sie im mehrfach ausgezeichneten Restaurant »Noma«, im »Fäviken«, im »Frantzén« und in weiteren Lokalen auf der Best-Liste der Restaurants praktiziert wird. Bedeutete skandinavisches Design noch reduzierte Formenspra- che, so geht die nordische Küche auf das Elementare los: Naturpro- dukte werden so pur belassen wie möglich und am offenen Feuer ge- gart. Gearbeitet wird vor den Gästen. Knochen werden zersägt, Wur- zeln kommen zum Einsatz, aus Flechten wird ein Gericht. Damit kom- men Erzeugnisse der Natur auf den Tisch, von deren Existenz man bis dahin nichts wusste, geschweige denn von deren Essbarkeit. Das Inte- rieur ist spartanisch, die Karte weist ein einziges Menü auf. Der Gast muss sich überlassen. Weiss nicht/ Keine Antwort Hier leistet man sich Luxus Quelle: «Wieviel Luxus leisten Sie sich in welchen Bereichen?», GDI-Befragung zum Thema Luxus (Angaben in Prozent, n = 1003) 0% 20% 40% 60% 80% 100% Uhren und Schmuck 11 87 2 Kunst und Kultur 212 86 Aus- und Weiterbildung 722 71 Mode (Bekleidung, Schuhe etc.) 219 79 Gesundheit und Fitness 225 73 Unterhaltung und Ausgang 219 79 Mobilität (Bahnkarte, Auto, Fahrrad etc.) 229 69 Wohnen und Wohnungseinrichtung 226 72 Ferien und Freizeit 38 61 1 Essen, Trinken und Restaurantbesuch 31 68 1 Leiste mir gar keinen/ eher wenig Luxus Leiste mir sehr viel/ eher viel Luxus Teure Anschaffung oder Auszeit? Quelle: «Stellen Sie sich vor, Sie könnten sich im Leben nur jeweils eines der im Folgenden genannten Dinge leisten oder erleben. Wofür würden Sie sich entscheiden? Eine teure Anschaffung (Auto, Eigenheim, Yacht usw.) oder eine Auszeit?», GDI-Befragung zum Thema Luxus (Angaben in Prozent, n = 1003, D-CH n = 500, D n = 503) 0% 100% Total D-CH D 34 27 40 59 1 73 66 Eine AuszeitEine teure Anschaffung Nicht beantwortet Sternekoch auswärts oder Luxusküche zu Hause? Quelle: «Stellen Sie sich vor, Sie könnten sich im Leben nur jeweils eines der im Folgenden genannten Dinge leisten oder erleben. Wofür würden Sie sich entscheiden? Jeden Tag beim Sternekoch auswärts essen oder zu Hause eine Luxusküche einbauen und selber kochen?», GDI-Befragung zum Thema Luxus (Angaben in Prozent, n = 1003, Mann n = 499, Frau n = 503) 0% 100% Total Mann Frau 16 19 13 86 1 1 1 80 83 Zu Hause eine Luxusküche einbauen und selber kochen Jeden Abend beim Sternekoch auswärts essen Nicht beantwortet Acht-Sterne-Hotel oder Sternenhimmel? Quelle: «Stellen Sie sich vor, Sie könnten sich im Leben nur jeweils eines der im Folgenden genannten Dinge leisten oder erleben. Wofür würden Sie sich entscheiden Eine Nacht im angesagtesten Acht-Sterne-Hotel oder eine Nacht unter freiem Sternenhimmel in unberührter Natur?», GDI-Befragung zum Thema Luxus (Angaben in Prozent, n = 1003, D-CH n = 500, D n = 503, Mann n = 499, Frau n = 503) 0% 100% Total D-CH Mann D Frau 44 40 38 47 49 52 50 1 1 1 1 59 61 56 Eine Nacht unter freiem Sternen- himmel in unberührter Natur Eine Nacht im angesagtesten Acht-Sterne-Hotel Nicht beantwortet Uhren und Schmuck 11872 Kunst und Kultur 21286 Aus- und Weiterbildung 72271 Mode (Bekleidung, Schuhe etc.) 21979 Gesundheit und Fitness 22573 Unterhaltung und Ausgang 21979 Mobilität (Bahnkarte, Auto, Fahrrad etc.) 22969 Wohnen und Wohnungseinrichtung 22672 Ferien und Freizeit 38611 Essen, Trinken und Restaurantbesuch 31681 40591 1386

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